Auf den Justizpalast bin ich durch die tollen Bilder des Treppenhauses und durch die vielgelobte Aussicht von der Dachterrasse des Cafés aufmerksam geworden. Grund genug für einen Besuch.
Der Justizpalast und das Café sind nur während der normalen Geschäftszeiten geöffnet, abends und an Wochenenden ist geschlossen. Da das beeindruckende Gebäude Sitz von Gerichten und Staatsanwaltschaften ist, sind die Sicherheitsvorkehrungen ähnlich der eines Flughafens. Es dauert also ein paar Minuten bis man im Gebäude ist.
Entlohnt wird man sogleich mit dem Blick auf die prunkvolle Empfangshalle bzw. Aula mit der pompöse Freitreppe und einer monumentalen Marmorstatue der Justitia, die sitzend mit einem vergoldeten Schwert und einem Gesetzbuch in einer Nische thront.
Der Blick über die Dächer von Wien
Nachdem man sich satt gesehen und einige Bilder geschossen hat, geht es weiter ins Dachgeschoss zum Justiz- Café. Der Ausblick von der Dachterrasse über die Dächer Wiens ist wirklich überwältigend schön. Der Blick wandert von der Kuppel des Naturhistorischen Museums über die Hofburg, den Stephansdom, der Michaelerkirche, der Kuppel der Peterskirche bis zu den nahe gelegenen Bergen. Besonders gut sind die Statuen und Denkmäler auf dem Dach des Parlamentsgebäudes zu sehen.
Etwas verwundert war ich nur über das Café, das eher eine Kantine ist. Für eine kleine Flasche Mineralwasser, da einem an der Selbstbedienungstheke in einer Plastikflasche zusammen mit einem Glas in die Hand gedrückt wird, habe ich stattliche 5,40 € bezahlt. Das finde ich doch etwas übertrieben. Ich habe es als eine Art Eintrittsgeld für die schöne Aussicht verbucht.
Der Bau und die Geschichte
Der Justizpalast ist ein bedeutender Schauplatz der österreichischen Geschichte und der Arbeitsplatz von über 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von drei Gerichten und zwei staatsanwaltschaftlichen Behörden. Der Monumentalbau wurde auf Anweisung Kaiser Franz Josef I. von 1875 bis 1881 nach Plänen des Wiener Architekten Alexander Wielemans, Edler von Monteforte im Stil der Neorenaissance erbaut. Die Gesamtkosten hatten sich auf 2,75 Mio. Gulden belaufen.
Zum Haupteingang an der nördlichen Gebäudeseite gelangt man über eine breite Freitreppe, deren abschließende Postamente mit zwei mächtigen Löwen (des Südtiroler Bildhauers Emanuel Pendl) geziert werden.
Der Arkadenhof ist das Prunkstück
Die große Zentralhalle oder Aula ist ein dreigeschossiger, glasgedeckter Arkadenhof mit einer Länge von 31 m, einer Breite von 15 m und einer Höhe von 23 m. Am Ende der Stiege im ersten OG thront eine überdimensionale, in Marmor geschaffenen Statue der Justitia. In den Bogenfeldern über den Pfeilersäulen befinden sich die Wappen der seinerzeit im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder, für welche der Oberste Gerichtshof die gemeinsame Gerichtsinstanz bildete. Gegenüber der Nische mit der Justitia befindet sich eine prächtige Uhr; oberhalb der Statue das ehemals kaiserlich-österreichische Wappen mit den Symbolen der Häuser Habsburg, Lothringen und Österreich.
Der Justizpalast hat wechselvolle Zeiten erlebt.
Bei gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern des Republikanischen Schutzbundes und der Frontkämpfervereinigung im burgenländischen Ort Schattendorf im Januar 1927 wurden zwei unschuldige Menschen getötet; die der Tat Angeklagten wurden in der Folge von einem Geschworenengericht in Wien freigesprochen. Im Zuge einer gewaltsamen Demonstration gegen dieses Urteil wurde der Justizpalast am 15. 7. 1927 in Brand gesetzt. Die Polizei erhielt Schießbefehl und 89 Personen kamen ums Leben. Hierdurch wurde ein Großteil der Räumlichkeiten, speziell des Obersten Gerichtshofs vernichtet und die gesamte Amtsbücherei – damals die drittgrößte juristische Bibliothek Europas – völlig zerstört.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das soeben wiederhergestellte Gebäude erneut mehrfach und massiv durch Bombentreffer beschädigt, wodurch insbesondere Dach und Glaskuppel der Aula arg in Mitleidenschaft gezogen wurden. Von August 1945 bis Oktober 1953 war die Interalliierte (Militär-)Kommandantur in Teilen des Justizpalastes untergebracht. Sie war ein Organ der Alliierten Kommission. Bis 1970 beherbergte der Justizpalast auch das – seither im gegenüber liegenden Palais Trautson in der Neustiftgasse untergebrachte – Bundesministerium für Justiz.
Das Café – ein Blick auf Wien
Im Zuge der Generalsanierung wurde auf dem Dach des Justizpalasts das Justiz-Café errichtet, das einen wunderbaren Rundumblick über Wien bietet. Das Justiz-Café dient den Justiz-Mitarbeitern als Kantine, ist aber auch für alle Gäste zugänglich.
Denkmal der Republik
Wenn man über den Ring vom Rathaus her kommend zum Justizpalast geht, liegt gleich nach dem Parlament rechts im kleinen Grete-Rehor-Park das Denkmal der Republik. Es erinnert an die Ausrufung der Republik Deutschösterreich am 12. November 1918. Das Denkmal besteht aus Büsten der drei Sozialdemokraten Jakob Reumann, Victor Adler und Ferdinand Hanusch, die jeweils auf einem Sockel ruhen. Es wurde unter dem sozialistischen Bürgermeister Karl Seitz errichtet und am 12. November 1928, dem zehnten Jahrestag der Ausrufung der Republik Deutschösterreich, enthüllt.
Gedenktafel Leon Zelman
An der Fassade des gegenüber liegenden Palais Epstein wurde 2008 eine Gedenktafel enthüllt, die an den ein Jahr zuvor verstorbenen jüdischen Publizisten Leon Zelman erinnert, der Deportation und Konzentrationslager überlebte und nach 1945 gemeinsam mit anderen den Verein Jewish Welcome Service Vienna gründete.
Das Palais Epstein in Wien wurde im typischen Stil des Historismus an der kurz zuvor angelegten Wiener Ringstraße errichtet. Leon Zelman schlug das Palais auf Grund seiner wechselhaften, für Österreich nicht untypischen Benützergeschichtevor zum Haus der österreichischen Geschichte auszugestalten. Der damalige Nationalratspräsident Heinz Fischer hielt aber wegen der Raumnot des Parlaments daran fest, das Palais Epstein vor allem für den Nationalrat zu nutzen, – ohne seine historische Dimension auszublenden. Im Erdgeschoß wurde eine permanente Ausstellung über die Familie Epstein und die Geschichte des Hauses eingerichtet.
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Informationen
Adresse: Schmerlingplatz 10-11, 1010 Wien (1. Bezirk)
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 7.30-16.00 Uhr
Öffentliche Verkehrsmittel: U2 / U3 Station Volkstheater | U2 Station Rathaus | Bim Linien 1 / 2 / 46 / 49 / 71 / D Haltestelle Ring, Volkstheater | Linie 46 Haltestelle Schmerlingplatz
Web: www.ogh.gv.at/der-justizpalast
Web Café: www.justizcafe.at
Quellen: Wikipedia | Website Justizpalast