Oft hat man das Bedürfnis etwas für die Bildung zu tun oder sich der Kunst hin zu geben, der Tagesplan reicht jedoch nicht für einen längeren Museumsaufenthalt. Da habe ich etwas für Sie. Der Prunksaal der Nationalbibliothek ist wirklich sehenswert, der Zeitbedarf ist aber überschaubar. Optimal also für einen Besuch zwischendurch.
Der Prunksaal ist ein Teil der Hofburg und zwischen dem Michaelerplatz und der Albertina, gleich neben der Spanischen Hofreitschule am Josefsplatz gelegen. Auf dem Platz begrüßt uns schon die Statue Kaiser Joseph II.
Eine barocke Pracht
Der Name Prunksaal ist nicht übertrieben, ich war gleich fasziniert als ich den barocken Saal betrat. Man spürt den Atem der Geschichte wenn man die antiken Bücher aufgereiht in den Regalen aus dunklem Nussholz erblickt und die barocke Pracht dieses Bücherparadieses auf sich wirken lässt. Der Prunksaal, das Herz der Österreichischen Nationalbibliothek, zählt zu den schönsten Bibliothekssälen der Welt. Sie ist die größte Barock-Bibliothek Europas.
Die ehemalige Hofbibliothek entstand in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts als eigener Trakt der Hofburg. Kaiser Karl VI. veranlasste die Errichtung durch Joseph Emanuel Fischer von Erlach, der die Bibliothek nach Plänen seines Vaters baute.
Der beeindruckende Prunksaal der Bibliothek ist fast 80 m lang, 14 m breit und 20 m hoch und wird von einer Kuppel gekrönt, die einen ovalen Grundriss von 18 × 29,2 m hat. Mehr als 200.000 Bände sind hier auf- und ausgestellt, unter anderem die 15.000 Werke umfassende Bibliothek des Prinzen Eugen von Savoyen sowie eine der größten Sammlungen von Reformationsschriften Martin Luthers. Die Bibliothek gehört als Universalbibliothek der damaligen Zeit zu den wertvollsten Büchersammlungen der Welt.
Die Kuppel als zentrales Herzstück
Als zentrales Herzstück fungiert die rund 30 m hohe ovale Kuppel. Lassen Sie die Zeit still stehen wenn Sie den Kopf in den Nacken legen und das prachtvolle Kuppelfresko von Daniel Gran aufsaugen. Es stellt u.a. die „Gottwerdung“ (Apotheose) Kaiser Karls VI. sowie die allegorische Geschichte der Erbauung der Hofbibliothek dar.
In der Mitte des Prunksaales, direkt unter der Kuppel steht eine überlebensgroße Marmorstatue Kaiser Karls VI als „Hercules Musarum“. Umgeben ist er von vier barocken, venezianischen Prachtgloben mit über einem Meter Durchmesser.
Der Prunksaal ist durch Kuppelraum und zwei Seitenflügel dreigeteilt. Die Säulenpaare, die die Säulen des Herkules darstellen, teilen die Flügel und thematisieren spanische Machtansprüche von Karl VI.
In den Deckenfresken des Prunksaals spiegelt sich u. a. wider, dass die Bücher thematisch aufgeteilt wurden, je nachdem ob sie dem Themenkreis des Kriegs oder jenem des Friedens zuzuordnen sind. Die Marmorstandbilder im Saal stellen österreichische und spanische Habsburger dar und stammen von den Gebrüdern Strudel.
Bei der Aktion „Das besondere Objekt“ werden sechs besondere Bücher ausgestellt, die sonst aus konservatorischen Gründen nur höchst selten öffentlich ausgestellt werden können. Begleitend finden dazu kostenlose Expertenvorträge statt.
Sie können schon mal vorab den Prunksaal erkunden, nämlich kostenlos und online von zuhause aus in einem virtuellen Rundgang. Der Link ist auf der Homepage der Nationalbibliothek.
Führungen durch den Prunksaal
Öffentliche Führungen finden jeden Donnerstag um 18 Uhr und jeden Sonntag um 15 Uhr statt. Treffpunkt ist jeweils am Servicedesk. Die Führung dauert etwa 45 Minuten. Es empfiehlt sich Tickets vorab im Ticketshop zu ordern da die Teilnehmerzahl begrenzt ist.
Da bedingt durch den Lockdown derzeit keine realen Führungen abgehalten werden können, wurde das Angebot um kostenlose Online-Führungen erweitert. Es handelt sich um virtuelle Live-Führungen die zu bestimmten Tageszeiten angeboten werden. Gemeinsam mit dem Guide wird live durch die Google-Streetview-Aufnahme des Prunksaals gewandert. Fragen dazu werden via Chat beantwortet. Auch hier mehr dazu auf der Homepage.
Die Österreichische Nationalbibliothek in Wien ist ein Bundesmuseum und umfasst außer dem Prunksaal noch das Papyrusmuseum, das Globenmuseum, das Esperantomuseum und das Literaturmuseum, ebenfalls lohnende Ziele.
Informationen
Adresse: Josefsplatz 1, 1010 Wien
Öffentliche Verkehrsmittel: U3 Station Herrengasse | U1 / U3 Station Stephansplatz | U2 / U4 Station Karlsplatz | Straßenbahn mehrere Linien Station Oper
Öffnungszeiten: Di – So 10:00 bis 18:00 Uhr, Montag geschlossen
Eintrittspreise: Erwachsene 8,00 € | Familienkarte 13,00 €
Web: www.onb.ac.at
Instagram: www.instagram.com/nationalbibliothek