Unser heutiges Ziel ist wieder ein allgemein nicht so Bekanntes, der Friedhof St. Marx. Ich bin durch einen Zufall auf ihn aufmerksam geworden. Ich fuhr im Railjet München – Budapest nach Wien und setzte mich an einen Platz, der dann ab Wien reserviert war. Die Reservation war von einer älteren Frau, die dann aber schon vor Wien zustieg. Sie erzählte, dass sie ihre Tochter die in Budapest studiert besucht und ich sagte dass ich ein paar Tage in Wien verbringe. Da meinte sie, ich solle unbedingt den St. Marxer Friedhof besuchen. Das hatte mich Neugierig gemacht und so plante ich gleich einen Besuch ein.
Der St. Marxer Friedhof ist ein Biedermeierfriedhof im 3. Bezirk, der 1874 geschlossen wurde und heute unter Denkmalschutz steht. Der Name ist auf eine Kapelle des dort gelegenen Bürgerspitals zurückzuführen, die dem heiligen Markus (St. Marks) geweiht war. Er dient auch als öffentlich zugängliche Parkanlage und strahlt durch seine teilweise verfallenen Gräber bei passender Witterung etwas Mystisches aus. Dazu tragen auch die verwilderten Bäume und Sträucher bei. Besonders schön ist die farbenprächtige Fliederblüte im April und Mai. Die Ruhe wird nur an manchen Stellen durch die vorbeiführende Tangente beeinträchtigt. Sonst ist es wirklich sehr ruhig, auch durch ein Hunde- und Radfahrverbot.
Wir beeten den Friedhof
durch das Eingangstor in der unverputzten Ziegelmauer, die den Friedhof umgibt. Gleich rechts befindet sich das Wärterhaus und auf der linken Seite, an der sich früher die Leichenkammer befand, steht eine Informationstafel. Geradeaus führt der als Allee gestaltete Hauptweg zum Zentrum des St. Marxer Friedhofs.
Der Grundriss hat eine beinahe rechteckige Form mit einer Fläche von ca. 60.000 m². Es sind noch 5.635 Gräber von ursprünglich mehr als 8.000 erhalten. Wegen Baumaßnahmen wie z. B. einer Abfahrt der Tangente wurde der Friedhof mehrmals etwas verkleinert.
Hier ruhen bekannte Persönlichkeiten
Die bekannteste auf dem St. Marxer Friedhof beigesetzte Persönlichkeit ist der im Dezember 1791 verstorbene Komponist Wolfgang Amadeus Mozart. Er wurde in einem Schachtgrab ohne Kreuz oder andere Kennzeichnung bestattet. Die exakte Grabstelle war dem damaligen Totengräber bekannt, da Leichenzüge damals nur bis zur Stadtgrenze begleitet werden durften. Somit kann die genaue Stelle der Grabstätte nicht bestimmt werden.
Ein Jahr vor Mozarts hundertstem Geburtstag 1865 wurde an der Stelle, an der das Grab vermutet wird ein Grabdenkmal errichtet, gestaltet vom Bildhauer Hanns Gasser. Bereits zu Mozarts hundertstem Tdestag im Jahr 1891 wurde das Denkmal auf den Zentralfriedhof überführt, wo es in der Komponisten-Ehrengräbergruppe steht. An der nunmehr erneut ungekennzeichneten Stelle errichtete der Friedhofswärter ein schlichtes Grabmal, das er aus nicht mehr benötigten Teilen anderer Gräber zusammenstellte. Das Grabdenkmal wurde im 2. Weltkrieg stark beschädigt und dann in den Jahren 1950 und 2005 restauriert.
Weitere prominente Persönlichkeiten die hier bestattet wurden sind u. A. der Erfinder der Nähmaschine Josef Madersperger, der Maler Karl Agricola oder der Praterunternehmer Basilio Calafati.
Der St. Marxer Friedhof entstand Ende des 18. Jahrhunderts durch die von Kaiser Joseph II. erlassenen Seuchen- und Hygieneverordnung. Die Friedhöfe im Stadtgebiet und in den Vorstädten wurden geschlossen und stattdessen wurden 1784 außerhalb des Linienwalls fünf so genannte communale Friedhöfe angelegt, darunter auch der Friedhof St. Marx. In den ersten Jahren war es verboten die Leichenwagen auf ihrem Weg zum Friedhof über die Stadtmauer hinaus zu begleiten oder die Gräber zu kennzeichnen. Der Friedhof befand sich zum Zeitpunkt seiner Eröffnung noch weit außerhalb der Stadt, die aber ab 1850, nach der Eingemeindung der Wiener Vorstädte und Abtragung des Linienwalls rasch bis zum Friedhof vorrückte. Bestattungen am St. Marxer Friedhof wurden zwischen 1784 und 1874 durchgeführt.
Der Dorröschenschlaf
Als der im November 1874 der Zentralfriedhof eröffnet wurde, stellte man die Bestattungen auf dem Friedhof ein. Über ein halbes Jahrhundert führte er ein Dornröschendasein, bewahrte jedoch im Wesentlichen den Charakter eines Biedermeierfriedhofs. Er wurde 1936/1937 instand gesetzt und im Oktober 1937 als eine Verbindung von Friedhof und Parkanlage geöffnet.
n den 1880er Jahren wurde begonnen, prominente Verstorbene des Sankt Marxer Friedhofs zu exhumieren und auf den Zentralfriedhof umzubetten, da dort zur Steigerung der Attraktivität der neuen „Totenstadt“ Ehrengräbergruppen angelegt wurden.
Im Oktober 1848 fanden auf dem Friedhof während des Wiener Oktoberaufstandes Kampfhandlungen statt, bei denen die Wiener Verteidiger gegen kroatische Einheiten kämpften. Und auch 1945, während der Schlacht um Wien zwischen der Roten Armee und einer SS-Einheit war der Friedhof Schauplatz von Kämpfen. Zudem wurden in den Monaten davor Teile des Areals durch Bombentreffer schwer beschädigt.
1996 wurde ein gartendenkmalpflegerisches Konzept erarbeitet. Unter anderem wurde eine Musterrestaurierung an zwei typischen Grabmälern durchgeführt. Im August 2005 beschloss die Stadt Wien ein umfangreiches Maßnahmenpaket zur weiteren Erhaltung des Friedhofs. Hauptaugenmerk wurde dabei auf die Instandsetzung der Grabsteine gerichtet, da diese zu einem großen Teil aus Sandstein bestehen und in keinem guten Zustand sind. Nun sollen in einem mehrjährigen Projekt beschädigte und verwitterte Grabsteine restauriert werden.
Informationen
Adresse: Leberstraße 6, 1030 Wien (3. Bezirk / Landstraße)
Öffentliche Verkehrsmittel: Straßenbahn Linie 71 Station St. Marx
Öffnungszeiten: 1. April bis 30. September: 6.30 bis 20 Uhr | 1. Oktober bis 31. März: 6.30 bis 18.30 Uhr
Eintrittspreis: Eintritt frei
Web: www.wien.gv.at/umwelt/parks/anlagen/friedhof-st-marx.html (mit Video)
Quellennachweis: wikipedia und Website der Stadt Wien