Eines der meistbesuchten und fotografierten Wohnhäuser in Wien und ganz Österreich ist das Hundertwasserhaus, auch Hundertwasser-KrawinaHaus genannt. Es ist im 3. Bezirk Landstraße gelegen und vom Zentrum Wiens schnell erreichbar.
Ich hatte schon viele Fotos vom Hundertwasserhaus gesehen und einiges darüber gelesen, so dass ich mir einen Besuch fest vorgenommen hatte. Es dauerte aber bis zum Sommer 2020 bis ich es dann letztendlich geschafft habe. Da es nicht sehr weit ist, beschloss ich zu Fuß zu gehen und mir die Umgebung auch anzusehen. Ich ging durch den Stadtpark, der sowieso immer einen Besuch wert ist. Es sind 1,5 km zu gehen und nach etwa 20 Minuten stand ich vor dem Hundertwasserhaus. Wer nicht gerne zu Fuß geht kann natürlich mit den Öffis fahren, die Straßenbahnhaltestelle ist gleich in der Nähe und auch die U-Bahn ist nur 600 m entfernt.
Es ist schon ein außergewöhnliches Gebäude, das sich komplett von den anderen schlichten Häuserfronten abhebt. Es ist ein buntes, begrüntes Märchenschloss zwischen grauen, genormten Großstadthäusern Wenn man genügend Fotos geschossen hat kann man das Cafe im Hundertwasserhaus besuchen und entspannen. Von der Terrasse hat einen schönen Blick auf das Gebäude. Und gleich gegenüber ist das Hundertwasser-Village, das auch zu einem Besuch einlädt.
Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist und mehr über den Künstler Friedensreich Hundertwasser erfahren möchte, dem ist ein Besuch im nur 400 m entfernten Museum Hundertwasser- im Kunst Haus Wien zu empfehlen. Wenn man dann genug gesehen hat und etwas Abwchslung sucht – der Prater ist nicht weit entfernt. Entweder 1,3 km zu Fuß der mit der Bim Linie 1 in 7 Minuten bis zur Prater Hauptallee. Friedensreich Hundertwasser taucht auch in den Beiträgen über das Gutruf, das Cafe Hawelka und die Albertina modern auf.
Vorgeschichte des Hundertwasserhauses
Friedensreich Hundertwasser beschäftigte sich seit den 1950er Jahren mit Architektur. Sein Anliegen war das einer natur- und menschengerechteren Architektur. Dazu entwickelte er Ideen der Dachbewaldung, der Baummieter und des Fensterrechts sowie architektonische Formen wie das Hoch-Wiesen-Haus, das Augenschlitzhaus oder das Terrassenhaus.
Dieses Haus war das erste Architekturprojekt, bei dem der Maler mitgestalten konnte. Insgesamt hat Hundertwasser um die 50 Architekturprojekte und Fassadengestaltungen ausgearbeitet, davon sind weltweit deutlich mehr als die Hälfte realisiert worden. Keines der in Folge erstellten Gebäude konnte jedoch, was Besucherzahlen und Publikationen betrifft, einen derartigen Erfolg erzielen.
Die Stadt Wien lud Hundertwasser 1977 ein, ein Wohnhaus in Wien nach seinen Vorstellungen zu gestalten. Da Hundertwasser kein Architekt war, bat er die Stadt Wien, ihm einen Architekten beizustellen, der bereit wäre, sein Konzept in adäquate Planzeichnungen umzusetzen. Die Stadtverwaltung vermittelte Hundertwasser den Architekten Josef Krawina. Dieser präsentierte Hundertwasser 1979 seine auf den damaligen Vorschriften für den sozialen Wohnbau beruhenden Vorentwürfe, die allerdings von Hundertwasser schockiert zurückgewiesen wurden, da sie genau der geradlinigen und nivellierenden Rasterarchitektur entsprach, gegen die er stets gekämpft hatte.
Hundertwasser wollte ein „Haus für Menschen und Bäume“, so wie er es Jahre zuvor bereits in seinem Text „Verwaldung der Stadt“ beschrieben hatte. Es gelang Hundertwasser noch 1979, die Stadt Wien für sein Konzept eines begrünten Terrassenbaus und somit für Ausnahmen von den normalerweise anzuwendenden Bauvorschriften zu gewinnen. Im März 1980 folgte ein zweiter Vorentwurf Krawinas. Krawina entwickelte dabei unter intensiver Ausnutzung der eingeräumten rechtlichen Möglichkeiten einen erheblich von den Bebauungsbestimmungen abweichenden, aber konsensfähigen Baukörper. Dieser Baukörper wurde im Wesentlichen unverändert gelassen und gelangte auch tatsächlich zur Ausführung.
Hundertwasser und Krawina – eine schwierige Zusammenarbeit
In weiterer Folge kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Hundertwasser und Krawina, die bei der Gestaltung der Fassade eskalierten. Der Streit führte zum Ausscheiden Krawinas aus der Zusammenarbeit am 14. 10. 1981. Der Künstler hatte sich mit einem Schreiben an die Stadt gewandt und ihn gebeten, den Architekten abzulösen, damit er seine eigenen Vorstellungen realisieren könne. Der Architekt Peter Pelikan übernahm die weitere Planung. Er wurde für Hundertwasser zum langjährigen Partner für zahlreiche weitere Bauvorhaben.
Krawina klagte 2001 darauf dass das Hundertwasserhaus sein Werk sei. Nach einem acht Jahre dauernden Prozess entschied der Oberste Gerichtshof: „Dass Krawina eigenschöpferische Beiträge zum Bauwerk erbracht hat, ist nach der Beweisergänzung durch das Gutachten des Sachverständigen nicht zweifelhaft; darauf hat das Berufungsgericht seine zutreffende Rechtsansicht einer Miturheberschaft Krawinas gegründet.“ Seither ist es nun geboten, bei der Verbreitung von Ab- oder Nachbildungen des Hauses Josef Krawina neben Hundertwasser als Miturheber zu nennen.
Charakteristik des Hauses
Das bunte und ungewöhnliche Haus hat in den Gangbereichen unebene Böden und ist üppig begrünt. 1985 wurden ungefähr 250 Bäume und Sträucher gepflanzt und sind mittlerweile zu stattlichen Bäumen herangewachsen. Das Haus folgt nicht den üblichen Normen der Architektur. Im Haus befinden sich 52 Wohnungen und vier Geschäftslokale, 16 private und drei gemeinschaftliche Dachterrassen. Das Medienecho auf das Bauwerk war weltweit enorm. „Ein Maler träumt von Häusern und einer schönen Architektur, in der der Mensch frei ist und dieser Traum wird Wirklichkeit.“ – Hundertwasser.
Andere Bauwerke von Hundertwasser
Der Künstler gestaltete etwa 40 Bauwerke, davon etliche Häuser, im Volksmund auch „Hundertwasserhaus“ genannt. Nur knapp 400 Meter entfernt befindet sich das 1991 eröffnete und nach Entwürfen von Hundertwasser und Peter Pelikan geplante KunstHausWien wo neben Wechselausstellungen eine ständige Hundertwasser-Werkschau geboten wird.
Ähnliche Gebäude wurden in Zusammenarbeit von Friedensreich Hundertwasser mit den Architekten Peter Pelikan und Heinz M. Springmann unter anderem in Bad Soden am Taunus, Darmstadt (Waldspirale), Frankfurt am Main, Magdeburg (Grüne Zitadelle von Magdeburg), Plochingen (Wohnen unterm Regenturm), der Lutherstadt Wittenberg (Luther-Melanchthon-Gymnasium), Bad Blumau (Rogner Bad Blumau), Israel, der Schweiz, den Vereinigten Staaten, Osaka in Japan und Neuseeland verwirklicht.
Das Hundertwasser Village
Das Hundertwasser Village oder wie es vollständig heißt „Village beim Hundertwasserhaus“ wurde im Äußeren und Inneren nach dem Konzept und den Ideen des Künstlers Friedensreich Hundertwasser in den Jahren 1990 – 1991 errichtet. Davor wurde das Gebäude als eine Reifenwerkstatt genutzt.
Das könnte Dich auch interessieren
Informationen
Adressen: Hundertwasser-KrawinaHaus, Kegelgasse 36-38, 1030 Wien (3. Bezirk)
Öffentliche Verkehrsmittel: U3 Station Rochusgasse | Trambahn Linie 1 Haltestelle Hetzgasse
Öffnungszeiten:
Hundertwasserhaus: Wohnhaus kann von außen rund um die Uhr besichtigt werden.
Info-Shop: 9:00 bis 17:00 Uhr (im Sommer bis 19:45 Uhr).
Hundertwasser Village: ist täglich von 9:00 bis 18:00 Uhr.
Hundertwasser Museum im KunstHausWien: täglich von 10:00 bis 18:00 Uhr.
Web:
Hundertwasserhaus www.hundertwasser-haus.info
Hunertwasser Village www.hundertwasser-village.com/
Museum Hundertwasse im KunstHausWien www.kunsthauswien.com/de/ausstellungen/museum-hundertwasser/
Quellen: Website Hundertwasserhaus und Wikipedia